Erkrankung
Unter einer diabetischen Retinopathie versteht man die möglichen Folgen einer Diabeteserkrankung an der Netzhaut (=retina) des Auges. Dabei kommt es u.a. zu charakteristischen Gefäßveränderungen in Form von kleinen Gefäßaussackungen, Gefäßwand-Undichtigkeiten mit Austritt von Blutbestandteilen in das Netzhautgewebe, sowie umschriebenen Minderdurchblutungen.
Wird in dieser Phase nicht rechtzeitig behandelt, kann es infolge der Minderdurchblutung zur Wachstumsfaktorfreisetzung kommen, in deren Folge krankhafte Gefäßneubildungen- sogenannte „Proliferationen“- auf der Netzhaut auswachsen. Aus diesen sehr verletzlichen Gefäßen kann es zu kräftigen Einblutungen in das Auge, aber auch zu Ausbildungen von Narbensträngen kommen, die eine Netzhautablösung hervorrufen können. Man spricht dann von sogenannter „proliferativen diabetischen Retinopathie“. Dieses behandlungsbedürftige Komplikationsstadium grenzt man von dem vorangegangenen Stadium der „nicht proliferativen diabetischen Retinopathie“ ab.
Unabhängig vom Stadium der Retinopathie kann es durch die Gefäßwandundichtigkeit und Minderdurchblutungen zu einer Schwellung (=Ödem) im Bereich der Stelle des schärfsten Sehens (=Makula) kommen. In diesem Zusammenhang spricht man von einem „diabetischen Makulaödem“, welches ebenso wie die proliferative diabetische Retinopathie zu Sehstörungen führen kann und einer Behandlung bedarf. Weitere nützliche Details und Hinweise zur Erkrankung finden Sie auch auf den Internetseiten der Initiativgruppe Diabetes und Auge (IFDA) unter www.diabetes-auge.de und in unserer Mediathek.
Diagnostik
Bei Diabetes mellitus sollte in der Regel mindestens einmal jährlich eine „Screeninguntersuchung“ mit genauer Untersuchung der Netzhaut jeweils unter Weitstellung der Pupille erfolgen. Liegt eine diabetische Retinopathie vor oder gibt es besondere Risiken, wie Schwangerschaft oder eine Blutzuckerneueinstellung, so können häufigere und weitergehende Untersuchungen nötig werden.
Für eine exakte Diagnosestellung erfolgt neben gründlicher Netzhautspiegelung (Ophthalmoskopie) sowie Netzhautfotographie meist auch eine Darstellung der Netzhautgefäße mit einem Fluoreszenzfarbstoff (Fluoreszenzangiographie). Dadurch lassen sich feinste Minderdurchblutungen, Gefäßneubildungen und Gefäßundichtigkeiten der Netzhaut genau erkennen und im Krankheitsverlauf beobachten.
Eine Schichtdarstellung der Netzhaut, die „Optische Kohärenztomographie“ (OCT), erlaubt es, feinste Veränderungen und Schwellungen im Bereich der Makula zu erfassen. Dies ist wichtig zur Diagnose und Therapieüberwachung eines diabetischen Makulaödems. Ergänzend stehen uns OCT-basierte neuartige Gefäßdarstellungsverfahren zu Verfügung, u.a. eine 3D Gefäßdarstellung innerhalb der zentralen Netzhaut. Deren klinische Relevanz wird gerade erforscht.
Zur Differenzialdiagnose stehen ferner ggf. verschiedenste moderne Gesichtsfelduntersuchngsmethoden (inklusive Mikroperimetrie) und elektrophysiologischen Untersuchungsoptionen bereit.
Konservative Therapieverfahren
Gerade bei diabetischer Retinopathie handelt es sich um eine Erkrankungsfolge der Diabetes-Grunderkrankung. Vielfach kann eine Optimierung von Risikofaktoren, wie u.a. des Blutdruckes, entscheidend als Basis für den guten Therapieerfolg auch am Auge sein.
Dies findet Berücksichtigung, indem bei uns die individuellen Risikofaktoren erfasst werden (u.a. Blutdruckmessung) und eine enge Kooperation mit der benachbarten diabetologischen Schwerpunktpraxis am St. Franziskus-Hospital besteht. Sämtliche Therapieoptionen, die bei diabetischer Retinopathie sinnvoll eingesetzt werden können, sind in unserer Praxis vorhanden und fußen auf der Basis einer guten Risikofaktoroptimierung.
Operative Therapieverfahren
Bei einem diabetischen Makulaödem kann es notwendig sein, eine Laserbehandlung zur Stabilisierung der Makula durchzuführen. Hierzu stehen uns modernste und besonders sichere Computer-navigierte Lasertherapiegeräte zu Verfügung. Diese erlauben auch eine optimierte Therapieplanung durch Überlagerung der durchgeführten Bildgebung auf das Netzhautfoto, so dass eine besonders exakte Laserplatzierung geplant werden kann. Auch moderne sanfte Laseroptionen, wie eine sogenannte „subthreshold-Lasertherapie“, ist mit diesen Geräten möglich.
Ist das Ödem bereits sehr ausgeprägt, kann eine Injektionstherapie mit Spritzen in das Auge erforderlich werden. Dafür verfügen wir über ein eigenes Injektionszentrum, in dem speziell geschultes Personal in dafür vorgesehenen Räumlichkeiten sämtliche Injektionseingriffe durchführt.
Viele zuweisende Augenärzte sind über ein Kooperationsportal mit unserem Diagnostikzentrum verbunden, so dass nötige OCT-Kontrolluntersuchungen bei der Injektionsbehandlung auch oft vor Ort bei Ihrem Augenarzt erfolgen können und die Bilder trotzdem in unserem Zentrum mitbeurteilt werden und zur Verfügung stehen.
Ist es zu einer proliferativen diabetischen Retinopathie mit Einblutung in das Auge oder mit Netzhautablösung gekommen, oder besteht eine Traktion im Bereich der Makula, so kann eine Netzhautoperation (Vitrektomie) erforderlich werden. Hierzu stehen uns sämtliche Optionen, operative Ausstattungen und langjährige Erfahrung zur Verfügung, um alle Eingriffe in unseren Operationssälen durchführen zu können. Auch kombinierte Eingriffe einer Netzhautoperation zusammen mit einer Operation des grauen Stars in einer OP-Narkose sind selbstverständlich möglich.